Alohahee Ihr lieben Seelen.

Gestern berührte mich eine Freundin mit einem Zitat von Erich Kästner:

Ein Mensch, der Ideale hat, der hüte sich, sich zu vergleichen.

Sonst wird er eines Tages, statt sich selber, anderen Menschen gleichen.

Spontan dachte ich: „Da fehlt nur noch der Hinweis, dass jene Kombination aus Idealismus und dem Sich-vergleichen sehr depressionsfördernden Charakter hat!“

Ich weiß es gut von mir selbst und erlebe es häufig in meiner Arbeit bei meinen Klienten, dass persönliche GLAUBENSSÄTZE extrem starr sein können und uns das Gefühl einer gewissermaßen „höheren Position gegenüber anderen Menschen, die die Ideale missachten“ geben. Und dass wir somit in das Verurteilen geraten. Und uns nur selbst damit schwächen. Ich glaube inzwischen, dass unsere sogenannten Ideale einen riesengroßen Einfluss darauf nehmen, ob wir Depressionen entwickeln. Denn sie prägen unsere gesamte Art zu denken….

Ideale stehen im zusammenhang dessen, was Freud das „Über-Ich“ nannte. Es handelt sich im Wesentlichen um anerzogene Wert- und Normvorstellungen, um Gehorsam, Gewissen und Moral. Und hieraus ergeben sich entsprechend „Gebote & Verbote“ für unser Denken und Handeln ….

Ich habe im Wege der psychoanalytischen Auseinandersetzung mit meiner Persönlichkeit intensiv versucht, meine Wertvorstellungen auf den Prüfstand zu stellen.

Meine Meinung und Erfahrung hierzu sieht heute so aus (und wie immer geht es mir dabei um das Erlangen einer höheren Bewusstheit / Refletiertheit von klassisch wenig beleuchteten „Autopiloten“ in uns …)

a. Jener Idealismus und noch mehr jenes Verurteilen agiert wie ein „Verdrängungsmechanismus“ und lenkt uns von uns selbst (und unseren eigenen Problemen) ab, statt dass wir uns darum kümmern. Diese „Norm-Orientiertheit“ und das daraus folgernde Denken und Verhalten gibt uns ein subjektiv erlebtes Gefühl von „Berechtigung“ und „Überlegenheit“. Mit diesem Gefühl täuschen wir uns aber nur selbst. Und mit dieser Starre schaden wir uns psychisch. Im Grunde richte ich eine Waffe gegen mich selbst. Es ist wie ein selbst angelegter Würgegriff, der mich einengt und einzwängt und mich über kurz oder lang in psychische Probleme treiben wird. Gelassenheit, Akzeptanz, Mitgefühl und Toleranz (allesamt depressionshemmende Faktoren) können so jedenfalls nicht aufkommen.

b. Mein „Ideal“ ist und bleibt letztlich nur meine persönliche, gedankliche Vorstellung. Nicht mehr und nicht weniger! Diese Vorstellung kann jedoch ungeheuer stark und starr sein und sich für mich wie „das einzig Richtige“ anfühlen, solange ich das nicht reflektiere. Sie kann jedoch schlichtweg purer Nonsens sein. Keinesfalls ist mein Ideal etwa „objektiv richtig“. Und mindestens hat jeder Mensch die persönliche Freiheit, sich gegen meine Ideale zu entscheiden oder andere zu haben, oder auch gar keine. Aus dem Vorgesagten folgt für mich, dass ich Ideale / Glaubenssätze grundsätzlich vermeiden sollte, solange sie starren oder gar unabänderlichen Charakter haben…

c. Meine Verurteilung anderer Menschen macht meine Probleme nur schlimmer. Mein bislang unbewusstes Verlangen, mich durch mein Verurteilen, durch mein „mich moralisch über andere erheben“, besser zu fühlen, ist ein „Brainfuck“. Denn in Wahrheit erhalte ich nur eine destruktive Energie („Ablehnung“) in mir selbst aufrecht, was mir geistig schadet. Und wenn ich das verstehe, habe ich die Macht (und ich finde auch die „Pflicht mir selbst gegenüber“), mich gegen Glaubenssätze und gegen das Verurteilen anderer Menschen zu entscheiden.

c. Meine Ideale wurden mir bereits frühkindlich anerzogen, also aufdoktriniert. Ich wurde sozusagen manipuliert damit, wie in einer Art Gehirnwäsche. Zu diesem Zeitpunkt als Kind war ich diesbezüglich jedoch „hilflos und wehrlos“! Diese Erkenntnis wiederum versetzt mich in die Lage, selbstverzeihlich mit mir zu sein. Denn ich kann nichts dafür. Es ist nicht meine Schuld, dass ich solche starren Normen verinnerlicht habe.

d. Und heute als erwachsener Mensch kann ich jederzeit selbst entscheiden, z.B. für gewisse Ideale nicht mehr zur Verfügung zu stehen. Ich muss dazu im Grunde nur anerkennen, dass ich diese Macht habe und ich muss bereit sein, die Selbstverantwortung dafür zu übernehmen. Das ist nicht einfach, es kann ungeheuer schwierig und schmerzhaft sein, …. aber es ist definitiv möglich! Ich bin der Kapitän im Boot meines Lebens…. und so gewinne ich Weite und Freiheit für mich…;)

e. Wie eine hervorragende Therapeutin mir während meines Klinikaufenthaltes vermittelte, können wir aber durchaus unseren Neigungen (also zB dem Wunsch, anderen Menschen behilflich sein zu wollen oder nach gewissen „Regeln“ leben zu wollen) nachkommen. Solange wir das nicht auch von anderen Menschen sozusagen „verlangen“ …. und solange wir in der Lage sind, jene Neigungen möglichst jederzeit kritisch selbst-reflektiert zu „dosieren“, so dass sie NICHT – von uns unbeeobachtet – als depressionsfördernde, alte „Muster“ wie Autopiloten in uns ablaufen, sondern unserer psychischen Balance eben unter dem Strich nützen …

Yeah 🙂

Inspirierte Grüße…

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